Life Kinetik – Gehirntraining durch Bewegung
Du trainierst deine Muskeln, um fit zu bleiben, du ernährst dich biodynamisch, um gesund zu bleiben. Doch was machst du für deine geistige Fitness? Sportpädagoge Horst Lutz hat dafür ein Training entwickelt, das durch ungewöhnliche Bewegungen, Wahrnehmungs- und Kognitionsaufgaben deine Gehirnleistung verbessert – Life Kinetik.
Von Bianka Doreen Melein
Du willst dich besser bei der Arbeit konzentrieren, deine Kreativität verbessern, stressresistenter, aufmerksamer und koordinierter werden und dazu noch selbstbewusster oder deine sportliche Leistung optimieren? Jetzt denkst du vielleicht, wie soll das denn funktionieren?
Der Diplom-Sportlehrer Horst Lutz weiß es. Vor fast 16 Jahren entdeckte er bei einem Seminar an sich selbst folgendes Phänomen: Trotz seiner sportlichen Konstitution fiel es ihm schwer, schnelle Bewegungswechsel zu koordinieren, was zu einem totalen Bewegungschaos führte. Das gab ihm zu denken. Er fragte sich, wie im Gehirn neue Verbindungen, so genannte Synapsen, entstehen, die für unser Lernen verantwortlich sind. Er fand heraus, dass das Gehirn besonders auf Bewegung reagiert, fast wie ein Muskel, und sich ständig an neue Herausforderungen anpasst. Je anspruchsvoller die Aufgabe und je mehr Gehirnareale angesprochen werden, desto mehr Verbindungen zwischen den Gehirnzellen entstehen und desto effektiver ist der Trainingseffekt auf das Gehirn. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte er das Life Kinetik Programm.
Wie funktioniert Life Kinetik?
Um zu lernen, ist es notwendig, dass das Gehirn den Botenstoff Dopamin ausschüttet. Dies geschieht nur, wenn man ein konkretes Ziel vor Augen hat oder Spaß bei seiner Aufgabe empfindet. Kleiner Tipp für alle Lehrer! Bei Life Kinetik macht man sich diese Erkenntnis zunutze und löst ständig neue Bewegungsaufgaben, die man noch nie geübt hat. Der Weg ist das Ziel und der soll vor allem eines – Spaß machen. Die Übungen müssen so anspruchsvoll sein, dass man sie nicht beim ersten Mal gleich hinbekommt. Und wenn sie zwei, drei Mal erfolgreich durchgeführt wurde, sollte man damit aufhören und sich an einer anderen Variante versuchen. Besonders in unserer heutigen Leistungsgesellschaft ist diese Art des Trainings, bei der es nicht um das Erreichen von Zielen oder Wissensaneignung geht, schwer zu akzeptieren. Hier wird nicht nach Leistung, sondern nach Zeit trainiert. 60 Minuten dauert eine Trainingseinheit pro Woche. Ein Übungsklassiker ist der „Parallelball“. Die Arme werden 90 ° parallel vor den Körper gehalten, in jeder Hand hält man einen Edu (Jonglierball). Nun wirft man die Bälle parallel in die Luft, kreuzt währenddessen die Arme und fängt sie mit der jeweils anderen Hand wieder auf. Nur wenige schaffen diese Übung von Anfang an. Doch der Spaß ist groß und der Ehrgeiz geweckt. Sobald sich erste Erfolge einstellen, geht man die nächste Variante der Übung an, die so aussehen kann, dass beim Kreuzen der andere Arm oben ist als bei der ersten Übungsvariante und schon ist es wieder eine Herausforderung. Das Gehirn ist so immer wieder angeregt, neue Strategien zur Bewältigung der Übung zu nutzen.
Das Training
Das klassische Life-Performance-Training dauert durchschnittlich 60 Minuten pro Woche, erstreckt sich über 12 Wochen und wird von einem ausgebildeten Life-Kinetik-Coach durchgeführt. Die Übungen sind so gestaltet, dass sie idealerweise so viele Gehirnareale ansprechen, wie möglich. So gibt es visuelle, auditive und somatosensorisch, sprich Übungsteile die das Gleichgewicht, die Gelenkstellung, Bewegungsrichtung und Bewegungsgeschwindigkeit sowie die Haptik einbeziehen. Dazu gehören Aufgaben mit denen man die Augenfokussierung, Richtungshören oder seine Stabilität auf instabilen Flächen trainiert. Auch kognitive Elemente wie Kopfrechnen, Kreativitätsübungen, Gedächtnis- und Zuordnungsaufgaben werden mit eingebaut. Das zwölfwöchige Programm ist nach einem festen Ablaufplan strukturiert, der nur von einem ausgebildeten Life-Kinetik-Coach erstellt werden kann. Der Trainingsplan wird je nach Teilnehmergruppe zum Beispiel Kinder, Senioren oder Sportler vom Coach angepasst. Nach dem 12-Wochen-Kurs kann man seine Fortschritte mit einem Aufmerksamkeitstest ermitteln.
„Life Kinetik muss vor allem eines – Spaß machen!“
Horst Lutz, Diplomsportlehrer und Erfinder von Life Kinetik
Was bringt mir Life Kinetik?
Mehr als 40 unabhängige Studien mit unterschiedlichen Probanden, von Grundschülern über Sportler bis hin zu Senioren, haben erstaunliche Ergebnisse geliefert. Natürlich darf man keine Wunder erwarten, denn auch Life Kinetik ist kein Zaubermittel. Aber es ist erwiesen, dass man sich bei einem regelmäßigen Training von 60 Minuten pro Woche geistig und körperlich verbessert. Die physische und psychische Leistungsfähigkeit steigt. Die Teilnehmer waren entspannter, konnten besser schlafen, waren aufnahmefähiger, aufmerksamer und konzentrierter und nach den 12 Wochen weniger stressanfällig. Aber die Effekte gehen noch weiter: Gleichgewichtssinn und Koordinationsfähigkeit werden durch Life Kinetik geschult, was die Sturzgefahr verringern kann. Eines der erstaunlichsten Ergebnisse für mich war jedoch, dass sie die fluide Intelligenz, also die Fähigkeit, Probleme zu lösen, steigern kann. Grundschüler verbesserten nach dem Training ihre Schulnoten, weil sie besser lesen konnten, ihre mathematischen Fähigkeiten zunahmen und sie sich in der Schule besser konzentrieren konnten. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, Life Kinetik als Schulfach einzuführen.
Mehr als 60 Minuten pro Woche bringen nicht mehr, es können aber auch zweimal 30 Minuten oder sechsmal 10 Minuten pro Woche sein. Natürlich reagiert jeder anders auf das Training und es sei an dieser Stelle auch betont, dass Life Kinetik keine Therapie ist, sondern ein Training, dass von ausgebildeten Coaches durchgeführt wird.
Für wen ist Life Kinetik geeignet?
Das Training ist für fast alle geeignet, von Kindern ab 4 Jahren bis zu Senioren. Profisportler setzen seit vielen Jahren auf Life Kinetik, um ihre sportlichen Leistungen zu optimieren. Begeisterte Anhänger sind zum Beispiel Jürgen Klopp, Cheftrainer des FC Liverpool, Andrea Henkel, Ex-Biathletin, zweifache Olympiasiegerin und achtfache Weltmeisterin sowie der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther. Aber auch Menschen mit Bewegungseinschränkungen können Life Kinetik trainieren, die Übungen werden vom Trainer einfach angepasst.
Wo finde ich einen Life Kinetik Performance Kurs?
Wer jetzt Lust bekommen hat es einmal selbst auszuprobieren, findet einen Life-Kinetik-Coach in seiner Nähe oder online hier.
Mein Fazit: Nach meiner Ausbildung zum Coach bei Horst Lutz bin ich begeistert von den vielen Anwendungsmöglichkeiten, die das System mit sich bringt und was es bewirken kann. Ich habe am eigenen Leib beziehungsweise am eigenen Hirn erlebt, was sich nach ein paar Übungsstunden alles in Bewegung setzt. Super Schlaf, bessere Konzentration und ein unglaublicher Kreativitätsschub überraschten mich. Ich werde auf jeden Fall mit Life Kinetik weitermachen.
Weiter Informationen zu Life Kinetik findet ihr hier.
Fotos: LiKE GmbH, Titelbild: Mark Adriane über unsplash